11. Oktober 2022

Schneller Go-To-Market, alles aus einer Hand: So profitieren Industrieunternehmen von OEM-Services

Chancen, weil sich in diesem Umfeld ständig neue Marktnischen und Geschäftsfelder auftun. Risiken, weil die Entwicklung der Produkte immer komplexer wird und zugleich die Anforderungen an die Produktentwicklung steigen.

Innovationen müssen heutzutage sehr schnell in marktfähige Produkte umgesetzt werden, die – in teils sehr volatilen Märkten – bei Kunden schnell Akzeptanz finden sollen und gleichzeitig zahlreichen regulatorischen Anforderungen zu entsprechen haben.

Bis zu 75 % Wertschöpfungstiefe bei OEM-Partnern

Industrieunternehmen, die in diesem Umfeld erfolgreich sein wollen, benötigen nicht nur gute Produktideen, sondern müssen sich auch strategisch sehr intelligent aufstellen. Als Paradebeispiel, wie Unternehmen mit technischen Produkten in vielschichtigen Märkten erfolgreich sein können, gilt seit langem die Automobilindustrie. Ihr jahrelanges globales Wachstum und ihre technische Innovationskraft wären kaum möglich gewesen ohne ein breites Netzwerk aus Zulieferern, deren Anteil an der Wertschöpfung eines Fahrzeugs mittlerweile bei über 75 % liegt.

In dieser Zusammenarbeit hat die Automobilindustrie schnell gelernt, dass sie ihre Zulieferer als Systempartner begreifen muss. Das bedeutet: Die Einzelkompetenzen werden projektbezogen gebündelt, so dass eine gemeinsame Wertschöpfungskette entsteht. Diese strategische Konstellation ermöglichte der Automobilindustrie über Jahre das Potenzial ihrer Systempartner als einen zusätzlichen Wettbewerbsfaktor zu nutzen. Erst durch diese Kooperationen wurde es der Automobilindustrie möglich, das Leistungsspektrum der angebotenen Produkte immer weiter auszubauen.

Erfolgreiche OEM-Partnerschaften sind kein Selbstläufer

Dieses Erfolgsmodell der Automobilindustrie ist längst kein Geheimnis mehr. In den letzten Jahren haben Industrieunternehmen in vielen Branchen erkannt, dass sich die strategische Zusammenarbeit mit Systempartnern auszahlt, die als Original Equipment Manufacturer (OEM) oder Erstausrüster Komponenten oder Module zu ihren Produkten beisteuern. Analysten schätzen, dass der weltweite Markt für elektronische Fertigungsdienstleistungen (Electronic Manufacturing Services) bis 2029 um durchschnittlich 6,8 % auf fast 800 Milliarden US-Dollar anwachsen wird.

Eine OEM-Partnerschaft einzugehen bedeutet, dass zwei leistungsfähige Unternehmen ihre Ressourcen und Kompetenzen ganz gezielt bei der Kooperation in einzelnen Projekten zusammenführen. Damit das funktioniert, benötigt das Industrieunternehmen einen OEM-Partner, der in dieser Konstellation auch wirklich „liefern“ kann: Der OEM-Partner muss unbedingt das richtige Know-How, die Produkterfahrung und die notwendige Infrastruktur in das Projekt mit einbringen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, profitieren Industrieunternehmen von OEM-Services gleich auf mehreren Ebenen.

Erster Vorteil des OEM-Modells: Bessere Time-to-Market

Die Geschwindigkeit, mit der ein Produkt von der ersten Idee bis zur Marktreife entwickelt werden muss, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Anbieter haben heutzutage oft kaum noch die Zeit, selbst komplexere Produkte über Jahre zu entwickeln. Denn neue Technologien und Produktideen werden mittlerweile sehr schnell von Wettbewerbern aufgegriffen und auf den Markt gebracht. Wer da – selbst mit einem sehr gut ausgereiften – Produkt zu spät kommt, hat bei den Kunden oft das Nachsehen. An dieser Stelle bietet eine OEM-Partnerschaft für ein Industrieunternehmen einen großen Vorteil.

Denn durch die Zusammenarbeit mit dem OEM fließen von Anfang an das Wissen und die Fertigkeiten eines kompetenten Systempartners in das Projekt ein. Dadurch können Teilbereiche bei der Produktentwicklung ganz anders abgedeckt werden. Der OEM-Partner kann entweder bereits zur Marktreife entwickelte Lösungen in das Projekt einbringen, auf diese zurückgreifen, um sie für das neu zu entwickelnde Produkt anzupassen oder mit seinen Möglichkeiten viel kompetenter entsprechende Lösungen entwickeln. Damit sinken auch Projektrisiken, die sich aus zu aufwendig und langwierig geplanten oder gänzlich falsch gewählten Lösungswegen ergeben.

Zweiter Vorteil des OEM-Modells: Bessere Lösungen

Durch den Rückgriff auf den OEM wird es Industrieunternehmen möglich, bessere Lösungswege zu beschreiten und somit letztlich mit besseren Produkten die Erfolgschancen am Markt zu steigern. Denn einen kompetenten OEM-Partner an Bord zu haben, bedeutet nicht nur, Projektrisiken zu senken, sondern darüber hinaus auch hochwertige Komponenten und Module bereitgestellt zu bekommen. Sie verbessern die Qualität des Endprodukts von vornherein. Zum Beispiel, weil schon zu Beginn der Projektphase auf ein bereits zertifiziertes und in der Praxis bewährtes elektronisches Bauteil – wie einen leistungsfähigen Akku – zurückgegriffen werden kann.

Auf die Produktqualität hat die OEM-Partnerschaft noch einen zweiten, nicht zu unterschätzenden Einfluss: Dadurch, dass der OEM seine Kompetenzen in das Projekt einbringt, kann das Industrieunternehmen seine eigenen Ressourcen viel besser auf die eigenen Stärken fokussieren und so bessere Lösungen entwickeln. Zusätzlich profitiert die Produktentwicklung bei der Kooperation von dem Wissen, das der OEM in technologischen Schnittstellen-Bereichen in die Partnerschaft einbringt. Diese Synergien können sowohl die reine Produktentwicklung als auch Fragen der Produktion betreffen.

Dritter Vorteil des OEM-Modells: Geringere Kosten

Wie zuvor erläutert wurde, steigt der OEM nicht mit leeren Händen in die Partnerschaft ein, sondern bringt sein eigenes Kapital in die Wertschöpfungskette mit ein: Das reicht von seinem technischen Know-How und seiner Projekterfahrung über die vorhandene Infrastruktur zur Entwicklung, Testung und Produktion wichtiger Komponenten bis zur Möglichkeit der Bereitstellung komplett entwickelter Lösungen im Projekt.

Für das Industrieunternehmen entfallen so zahlreiche Investitionen und Folgekosten. Zum Beispiel für entsprechend qualifiziertes Personal, das auf dem Arbeitsmarkt rekrutiert und anschließend eingearbeitet werden müsste, für die Anschaffung notwendiger Ausrüstungen oder neuer technischer Geräte oder den kompletten Aufbau von Produktionskapazitäten und die damit verbundene Einrichtung von Arbeitsabläufen. Der Wegfall all dieser Kosten senkt unter dem Strich die Total Cost of Ownership (TCO) des Industrieunternehmens.

Mehr Agilität, Flexibilität und Handlungsfähigkeit

 Aus einer strategischen Perspektive kann das Beispiel der Automobilindustrie auf eine falsche Fährte führen. Schließlich besteht die Automobilindustrie, die sich in ihrem Zulieferer-Modell etwas verwirrend selbst als OEM tituliert, aus großen finanzkräftigen und damit auch extrem handlungsfähigen Playern. Aber obwohl das OEM-Model von den Konzernen der Automobilindustrie etabliert wurde, kommt es gerade kleineren und mittleren Industrieunternehmen zugute.

Warum ist das so? Die Kooperationsmöglichkeiten einer OEM-Partnerschaft verringern die Bedeutung der Kapitalstärke und Größe eines Unternehmens beträchtlich. Durch die Inanspruchnahme von OEM-Services benötigen Industrieunternehmen viel geringere Ressourcen, um auf Trends und Marktveränderungen zu reagieren. Besonders kleinere Unternehmen können diesen Umstand für sich ausnutzen und dank der OEM-Partnerschaft ihre Tugenden wie Agilität und Flexibilität bei der Produktentwicklung und dem anschließenden Go-to-Market noch besser ausspielen.

 

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